Keplers Geburtshaus
Das kleine Museum befindet sich im Geburtshaus des berühmten Astrononen und Mathematiker Johannes Kepler, zentral am Marktplatz des kleinen Örtchens Weil der Stadt. Achtet bitte auf die überschaubaren Öffnungszeiten. Diese könnt ihr auf der offiziellen Webseite erfahren.
Das historische Gebäude wird vom Verein Kepler-Gesellschaft betrieben, welcher dort zeitgenössische Messinstrumente, Ephemeriden der damaligen Planetenstände und deren Vermessungen, mobile Sonnenuhren und weit mehr ausstellen.

Kepler selbst wurde in diesem Gebäude am 27.12.1571 geboren und verbrachte dort seine ersten fünf Lebensjahre. Sein Vater war Söldner und daher nicht viel zu Hause. Seine Mutter kümmerte sich derweilen um Kind und Kegel. Der kleine Johannes war ein Siebenmonatskind und eher von schwächlicher Vitalität. Er erkrankte in der früheren Kindheit an den Pocken, weshalb er stark kurzsichtig wurde. Zugute kam ihm die protestantische Reformation, die vorsah, dass alle Kinder eine Schulbildung erhalten sollten. Aus diesem Grund kam der kleine Johannes in die kirchliche Schuleinrichtung, um evangelischer Pfarrer zu werden. Er verblüffte mit herausragenden Leistungen, allerdings vermehrt in den wissenschaftlichen Fächern. Daraufhin wurde er als Student in der Tübinger Universität, wo er sich schnell einen Namen in Astronomie und Mathematik machte. Zunächst studierte er zwar Theologie, doch die Wissenschaft interessierte ihn mehr. Pfarrer wurde er nie.
Sein wissenschaftliches Leben wird nun seit 1940 in seinem Geburtshaus ausgestellt. Das Gebäude hat mittlerweile eine 500-jährige Geschichte hinter sich. Konkret greifbar wurde es um 1560, als Keplers Großvater dieses Haus für seinen Sohn pachtete. Es kam im Dreißigjährigen Krieg zwar deutlich zu Schaden, konnte aber wieder nach den alten Plänen aufgebaut werden.
Die Ausstellung

Auf zwei Stockwerken führen weiße Pfeile auf dem knarzenden Holzboden durch das Museum. Im unteren Bereich werden vereinzelte Messinstrumente Keplers ausgestellt, darunter auch sein Modell zum „Mysterium cosmographicum“. Wirklich sehr beeindruckend. Ehrfürchtig stand ich vor seien Winkelmessern, Zirkeln, und Aufzeichnungen. In Schaukästen ausgestellte Mitschriften und Unterlagen stellen die Schwerpunkte seiner Forschungen und Arbeiten dar.
Ein Raum nach dem nächsten führte mich durch die faszinierende Arbeit dieses Mannes, der zu seinen Lebzeiten nicht die Anerkennung und Würdigung erhielt, die er verdient hätte. Denn seine Publikationen zählen heute zu den zehn wichtigsten Errungenschaften der gesamten Wissenschaftsgeschichte! Besonders wegen seinen Berechnungen zu den Umlaufbahnen und den daraus resultierenden Keplerschen Gesetzen.

Keplersche Gesetze zum Anschauen
Diese Gesetze werden visuell auf einem interaktiven Bildschirm als Videos dargestellt. So hat man genug Zeit, um im eigenen Tempo durch die kosmischen Gesetzmäßigkeiten von Kepler geführt zu werden.
Gezeigt wird darin unter anderem die Mars-Laufbahn, an der er sich Jahre lang mit Tycho Brahes Aufzeichnungen in Prag die Zähne ausgebissen hatte. Durch diese plagenden Anstrengungen und die damit verbundenen Rückschlage kam er darauf, dass die Umlaufbahnen der Planeten nicht, wie von Ptolemäus, Kopernikus und auch Brahe angenommen, perfekte Kreisbahnen sein können. Es mussten Ellipsen sein, um die Beobachtungen zu rechtfertigen und die Rückwärtsschlaufen des Mars zu erklären. Ohne Frage verteidigte Kepler aus Überzeugung das kopernikanische Weltbild, das die Sonne in den Mittelpunkt unseres Sonnensystems setzte. Die Erde und alle anderen Planeten umkreisen also die Sonne.
Tycho Brahe dagegen glaubte weder an das Ptolemäische, noch an das Kopernikanische Weltbild. Er erfand bei aller Bescheidenheit sein eigenes, das Tychoanische Weltbild. Deswegen kamen seine Beobachtungen mit den Berechnungen von Kepler auch nicht auf einen gemeinsamen Nenner.
Erst der Perspektivenwechsel Keplers, dass die Bahnen keine Kreise sein können, brachte die Lösung. Diese Erkenntnis kann man sehr gut verständlich auf dem Monitor verfolgen.

Auch sein zweites Gesetzt wird visuell dargestellt. Ein Planet durchläuft immer die gleiche Fläche innerhalb der Umlaufbahn, egal ob er sehr nahe und schnell, oder weit weg und langsam läuft. Das Verhältnis der bestrittenen Fläche ist stets die gleiche. Diese bildliche Darstellung auf dem Monitor war wirklich sehr schön zu beobachten.
Das dritte Keplersche Gesetz ist das komplizierteste und auch das wichtigste. Noch heute ist es für die Raumfahrt entscheidend und ohne dieses Gesetzt hätte Newton die Gravitationsgesetze nicht erkennen können. Dieses Gesetz besagt, dass das Verhältnis zwischen der Größe der Umlaufbahn immer im selben Verhältnis zur Laufgeschwindigkeit des Planeten steht. Also je weiter der Planet von der Sonne entfernt ist, desto länger braucht er für eine Umrundung. Die Verhältnisse sind dabei immer identisch. Mit dieser Erkenntnis konnte die Größe unseres Sonnensystems berechnet werden. Ein Meilenstein! Diese bildlichen Erklärungen verfolgen zu können war sehr beeindruckend.
Schickards Rechenmaschine

Kepler lernte während seiner wissenschaftlichen Recherchen den mathematischen Tüftler Wilhelm Schickard kennen, der ihm von seiner Erfindung berichtete. Eine manuelle Rechenmaschine, die alle vier Grundrechenarten beherrschen sollte. Kepler war von der Effizienz dieser revolutionären Neuheit so begeistert, dass er direkt eine Anfertigung davon in Auftrag gab. Leider verbrannte das Original bei einem Hausbrand, doch wurden die Pläne dafür nicht beschädigt. So konnte Nachbauten angefertigt werden. Ein solcher Nachbau steht heute in dem kleinen Museum. Mit manuellen Rädchen lassen die die zu berechnenden Zahlen eingeben und durch Hebel und Drehknopfe bedienen. Es quietscht und knackt zwar laut, aber es funktioniert.
Ein Astronom als Astrologe

Kepler hatte während seiner gesamten Karriere als Mathematiker , Lehrer und Astronom leider immer wieder ein unglückliches Händchen, um an Auftraggeber zu gelangen, die ihn entweder nur sehr unzuverlässig, oder überhaupt nicht bezahlten. Da er in seinem Universalstudium neben den bereits erwähnten Studiengängen auch die Astrologie erlernt hatte, erstellte er aus der Not heraus für hochrangige Auftraggeber Horoskope und deutete diese. Es gab Phasen, in denen diese Arbeit sein Auskommen sicherte. Einer dieser unzuverlässigen prominenten Auftraggeber war der Feldherr und Herzog von Wallenstein. Auch ihm erstellte Kepler ein Horoskop und darüber hinaus sagte er sogar dessen Todeszeitpunkt voraus.
Empfehlung

Wer sich für Kepler und seine wissenschaftlichen Forschungen interessiert, sollte sich einen Besuch in der verschlafenen Region im Schwarzwald nicht entgehen lassen und in Weil der Stadt das kleine Kepler-Museum besuchen.
An unserem Tag fand direkt am Marktplatz ein Stadtfest statt, bei dem mehrere Künstler eine Statue von Kepler aus Sand geformt haben. Sehr beeindruckend!
Es war ein wunderschöner Ausflug!
Wenn ihr mehr über Johannes Kepler erfahren wollt, dann schaut euch gerne meine anderen Beiträge.
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